Dr. Katharina Kellmann

Karl XII. von Schweden

Karl XII. von Schweden (1697 – 1718) war Schwedens letzter „Heldenkönig“. Mit ihm erreichte die schwedische Vormachtstellung im Ostseeraum ihren Höhepunkt, mit ihm endete sie auch. Der Monarch errang zwischen 1700 und 1708 zahlreiche Siege. Die Niederlage von Poltawa 1709 wendete das Blatt. Danach verbrachte er fünf Jahre im Osmanischen Reich im Exil. 1714 kehrte er zurück und führte weiter Krieg. Am 30. November 1718 fand er bei der Belagerung der norwegischen Festung Frederikshald unter ungeklärten Umständen den Tod. In diesem Beitrag geht es um die Jahre 1700 bis 1709. Im Mittelpunkt stehen die Feldzüge Karls XII. Warum gelang es dem schwedischen Monarchen nicht, mit seinen militärischen Erfolgen die schwedische Großmachtstellung zu festigen?

 

Karl XII. von Schweden
Karl XII. von Schweden (Fotonachweis: Foto eines Gemäldes aus dem Schwedischen Nationalmuseum. Das Bild wird David von Craft zugeschrieben. Wikimedia Commons).

 

Schweden – Vormacht auf schwachem Fundament

Als Karl 1697 im Alter von fünfzehn Jahren den Thron bestieg, gehörten zum Königreich Schweden Finnland, Ingermanland, Estland, Livland, Teile Vorpommerns, Wismar und das Herzogtum Bremen-Verden. Der Historiker Robert Mandrou geht davon aus, dass der skandinavische Staat auf Dauer zu schwach war, um diese Besitzungen verteidigen zu können (vgl. Mandrou, 1976, S. 298). Im schwedischen Kernland lebten nur ca. 1,4 Millionen Menschen. Neben der Landwirtschaft gehörten der Bergbau und die Forstwirtschaft zu den wichtigsten Wirtschaftssektoren. Der schwedische Außenhandel stieg um das Siebenfache zwischen 1620 und 1650. Kapital aus den Niederlanden ermöglichte den Abbau von Kupfer, das in ganz Europa gefragt war.

Der Vater von Karl XII., Karl XI. (1660 bis 1687), setzte im Land die absolutistische Regierungsform durch. Gleichzeitig modernisierte er die Verwaltung. Außerdem baute er ein stehendes Heer auf. Jede Provinz musste ihrer Größe entsprechend Rekruten stellen, die das ganze Jahr in militärische Einheiten zusammengefasst wurden. Ständige Manöver sorgten für ein hohes Ausbildungsniveau. In Stockholm wusste man, dass Dänemark, Polen und Russland versuchen würden, den Einfluss Schwedens zurückzudrängen.

Karl XII. erhielt eine gründliche Erziehung. Er verfügte über eine wache Intelligenz. Kriegsgeschichte, Mathematik, Architektur und Festungsbaulehre interessierten ihn besonders. 1697 gab er Befehl, das Heer weiter zu verstärken. Jeder schwedische Monarch hatte seit dem Beginn des 17. Jahrhunderts Kriege führen müssen. Die Verpflichtung, sich als „Heldenkönig“ beweisen zu müssen, wird schon der junge Prinz verinnerlicht haben.

Bedeutet dies, dass er bewusst den Krieg suchte? Seine Haltung gegenüber Sachsen, Polen und Russland zwischen 1697 und 1699 lässt diesen Schluss nicht zu. Allerdings betrieb er gegenüber Dänemark eine aggressive Politik. Den Anlass bildete das Herzogtum Holstein-Gottorp, ein Kleinstaat, der teilweise zu Dänemark und teilweise zum Heiligen Römischen Reich gehörte. An der Spitze des Fürstentums stand ein Schwager Karl XII., Herzog Friedrich. Schweden unterstützte die Autonomiebeststrebungen und stellte Herzog Friedrich von Holstein-Gottorp Soldaten zur Verfügung. Dänemark wiederum bemühte sich 1699, mit Sachsen, Polen und Russland eine Allianz gegen Stockholm zu bilden.

Am 9. März 1700 erreichte Karl XII. die Nachricht, dass sächsische Truppen ohne Kriegserklärung in Livland einmarschiert wären. Zwei Tage später besetzte die dänische Armee das Herzogtum Holstein-Gottorp. Der Große Nordische Krieg hatte begonnen.

Kopenhagen und Narwa

Am 14. April 1700 verließ Karl XII. Stockholm. Er sollte die Stadt nie mehr wiedersehen. In den nächsten Monaten stellte er unter Beweis, dass er ein hervorragender Truppenführer war. Am 25. Juli 1700 landete seine Armee auf der dänischen Insel Seeland. Die Dänen vermochten kaum Widerstand zu leisten. Auf dem Marsch nach Kopenhagen erreichte Karl die Nachricht, dass sein Schwager mit dem dänischen König am 18. August 1700 Frieden geschlossen hatte. Die Invasoren mussten sich zurückziehen, eine Kriegsentschädigung zahlen und versichern, in Zukunft neutral zu bleiben. Karl XII. soll wütend reagiert haben, denn er wollte Kopenhagen erobern.

Mittlerweile hatte auch Russland Schweden den Krieg erklärt. Eine russische Armee belagerte die schwedische Festung Narwa in Estland. Am 30. November 1700 griff Karl die zahlenmäßig weit überlegenen Russen an und schlug sie vernichtend. Dieser Sieg, gegen alle Regeln der damaligen Kriegskunst errungen, begründete seinen Ruhm.

Im Frühsommer 1701 marschierte er in Kurland ein, wo August der Starke, Herzog von Sachsen und seit 1697 auch König von Polen, ein sächsisch-russisches Heer nördlich von Riga versammelt hatte. Am 19. Juli 1701 konnte Karl XII. in der Schlacht an der Düna einen weiteren Sieg erringen. Seine politischen Berater legten ihm nahe, mit Sachsen-Polen einen günstigen Frieden zu schließen, um sich dann gegen Russland wenden zu können. Doch Karl XII. lehnte ab. Er wollte in Polen einmarschieren, um August den Starken zu entthronen.

Die Feldzüge in Polen und Sachsen

Zwischen 1702 und 1706 führte Karl XII. Krieg in Polen und Sachsen. Auch hier bewies er seine operative Meisterschaft. Mehrmals besiegte er zahlenmäßig überlegene Gegner.

Über die Beweggründe für die Feldzüge in Polen und Sachsen diskutieren Historiker noch heute. Unbestritten ist, dass der schwedische Monarch die politischen Probleme verkannte, die mit dem Krieg in Polen verbunden waren. Das Land war offiziell eine Republik. Der König wurde von einer Adelsversammlung gewählt. Seine Befugnisse waren beschränkt. Die Macht lag in den Händen einflussreicher Fürstenhäuser. Als absolut herrschender Monarch überschätzte Karl XII. seine Einflussmöglichkeiten auf den Adel des Landes. Nur eine Minderheit unterstützte die Schweden.

1702 hätte es einen Kompromiss geben können. Am 9. August schlug die schwedische Armee ein sächsisches Heer in der Schlacht bei Kliszow. Karl XII. hatte sein militärisches Meisterstück geliefert. August der Starke ließ seinen Gegner danach wissen, dass er bereit sei, sein Kurfürstentum an seinen Sohn abzutreten. König von Polen wollte er bleiben. Schweden hätte sechs Millionen Taler Kriegsentschädigung sowie Kurland und Polnisch-Litauen erhalten. August hätte 1703 Russland den Krieg erklärt und die Privilegien des polnischen Adels erneut bestätigt. Die sächsische Armee hätte das Land verlassen; die sächsischen Beamten wären entlassen worden.

Die Staatskanzlei in Stockholm und schwedische Generäle befürworteten den Vorschlag. Doch Karl XII. bestand auf der Absetzung von August dem Starken (vgl. Findeisen, 1992, S. 77). Wäre Karl auf dieses Angebot eingegangen, hätte er sich von August und vom polnischen Adel abhängig gemacht. Wer konnte garantieren, dass der polnische König  nicht auch einen Frieden brechen würde? Als absolutistischer Herrscher lehnte Karl eine Adelsrepublik ab. Für seinen Krieg gegen Russland benötigte er sichere Nachschublinien. Er wollte Polen, im 17. Jahrhundert noch eine bedeutende Macht in Europa, kontrollieren. Das Land sollte ein sicheres Aufmarschgebiet für die Invasion des Zarenreiches sein. Mit August dem Starken auf dem Thron schien dies nicht möglich zu sein. Karl hielt ihn für einen unzuverlässigen Fürsten, der bei der ersten Gelegenheit die Seite gewechselt hätte. Die schwedische Armee wäre dann in einen Zweifrontenkrieg verwickelt worden. Karl wollte und konnte Polen nicht annektieren, aber es sollte fortan von Schweden abhängig sein. Dazu musste August der Starke durch einen Favoriten Karls ersetzt werden.

Trotz zahlreicher militärischer Erfolge vermochte der schwedische Monarch nur einen Teil der polnischen Magnaten für sich gewinnen. 1705 wählten die polnischen Adligen den Kandidaten des schwedischen Monarchen, Stanislaus Leszczyński, zum König. 1706 besetzte Karl XII. Sachsen und zwang August den Starken im Frieden von Altranstädt auch förmlich zum Verzicht auf die polnische Königskrone. Damit konnte er sich auf seinen wichtigsten Gegner konzentrieren: Russland. Die Truppen des Zaren hatten mittlerweile Teile der schwedischen Ostseeprovinzen besetzt. 1704 hatte eine russische Armee Narwa erobert. Es hätte daher nahegelegen, Zar Peter im Baltikum anzugreifen. Doch Karl hatte größere Pläne. Seine Armee sollte Moskau erobern.

Die Invasion in Russland

Im September 1707 verließ die schwedische Armee Sachsen. Die Soldaten hatten sich mehrere Monate ausruhen können und waren in guter Verfassung. In den Kabinetten der europäischen Großmächte zweifelte kaum jemand an einem Sieg der Schweden.

Im eigenen Lager wuchsen hingegen die Zweifel. Bewährte Generäle hatten den Abschied genommen, weil sie den neuen Feldzug für einen Wahnsinn hielten. Graf Piper, einer der wenigen politischen Berater, die der König in seiner Nähe duldete, warnte ebenfalls vor dem Unternehmen und bat um seine Entlassung. Er machte sich auch über die diplomatischen Folgen große Sorgen. Die europäischen Großmächte würden eine Zerschlagung Russlands nicht dulden (vgl. Findeisen, 1992, S. 91).

Der russische Zar wollte ebenfalls im Herbst 1707 Frieden schließen. Aber Karl lehnte Gespräche ab. Stattdessen suchte er eine Entscheidungsschlacht. Die russischen Truppen waren mittlerweile häufiger nach Polen vorgedrungen. Karl setzte ihnen nach, aber Peter I. wich immer weiter zurück. In Polen und Russland praktizierten die russischen Soldaten eine Politik der verbrannten Erde. Der Anführer der ukrainischen Kosaken, Iwan Mazeppa, bot Karl seine Unterstützung an. Die Kosaken lebten im Süden Russlands. Im ersten Jahrzehnt des 18. Jahrhunderts lehnten sie sich mehrmals erfolglos gegen die russische Oberhoheit auf. Auch das Osmanische Reich schien an einem Bündnis mit Schweden interessiert zu sein und entsandte eine Delegation in das schwedische Feldlager.

Bis in den Sommer 1708 hinein marschierte die schwedische Armee in Richtung Moskau. Der Proviant wurde knapp und die Soldaten waren erschöpft. Karl XII. erwartete aus Norden einen größeren Truppenverband unter General Lewenhaupt mit frischen Lebensmitteln und Munition. Der schwedische König gab schließlich Befehl, Richtung Süden zu schwenken. Dort wollte er Mazeppa mit den angekündigten 20 000 Mann erwarten. Lewenhaupt erhielt durch einen Kurier die Weisung, ihm zu folgen. Am 11. Oktober 1708 erreichte eine kaum noch kampffähige schwedische Armee die Grenze zur Ukraine. Doch dann häuften sich die Hiobsbotschaften. Am 27. Oktober 1708 traf Mazeppa im schwedischen Feldlager ein – allerdings ohne die angekündigten 20 000 Mann. Sein Plan war verraten worden. Die russische Führung schlug den Aufstand der Kosaken nieder. Vereinzelte Gruppen fanden trotzdem den Weg zur schwedischen Armee. Die schwedische Entsatzarmee wurde am 27. September 1708 von den Russen vernichtend geschlagen. 6400 Mann schafften es bis zum Hauptquartier des schwedischen Königs. Die Lebensmittel waren jedoch verloren.

 

Bei Poltawa erlitt Karl XII. von Schweden 1709 seine schwerste Niederlage.

Fotonachweis: Die Schlacht bei Poltawa. Foto eines Gemäldes von Louis Cavaque (1684 – 1754), entstanden vermutlich zwischen 1714 und 1718. Es ist gemeinfrei (Wikimedia Commons).

Die Wende bei Poltawa

In der Ukraine konnte die Armee im Herbst 1708 Kräfte sammeln. Kurz vor Weihnachten kam es zu einem strengen Wintereinbruch. Trotz der ungewöhnlichen Kälte ließ Karl XII. seine Truppen marschieren. 2000 Tote waren zu beklagen (vgl. Voltaire, 1978, S. 120).

Im Mai 1709 begann Karl mit der Belagerung der Festung Poltawa. Hier hoffte er, Lebensmittel zu finden. Der russische Zar war nach dem Sieg bei Lesjana zu einer Schlacht bereit. Er marschierte auf Poltawa, um die Festung zu entsetzen. Als es endlich zu der Schlacht kommen sollte, war die schwedische Armee kaum noch einsatzfähig. Viele Soldaten litten an Durchfall und Wundfieber (vgl. Findeisen, 1992, S. 111). Am 17. Juni 1709 verletzte sich Karl. Er konnte das Kommando nur noch von einer Bahre aus führen. Bei einem Kriegsrat am 27. Juni 1709 äußerte ein hoher Offizier der Ansicht, er könne seinen Soldaten nicht mehr vertrauen. Auch der schwedische Monarch schien seine Zuversicht verloren zu haben.

Am Abend des 7. Juli 1709 gab Karl XII. den Befehl, in der Nacht Poltawa zu stürmen. Die Infanterie sollte in mehreren Kolonnen die Palisaden der Festung überwinden. Der Plan setzte auf den Überraschungseffekt. Da der Monarch immer noch eine Tragbahre benutzen musste, übernahm General Rehnskiöld das Kommando.

Schon der Aufmarsch der Kolonnen vollzog sich chaotisch. Erst im Morgengrauen konnten die Schweden angreifen. Gegen 5.00 Uhr in der Frühe schienen sie auf dem linken Flügel Erfolg zu haben. Aber das Zentrum und der rechte Flügel scheiterten. Zar Peter hatte mittlerweile sein Heer alarmiert. Als er feststellte, dass schwedische Einheiten durchgebrochen waren und die gegnerische Kavallerie nachsetzte, soll er für einen kurzen Moment den Rückzug erwogen haben. Doch als er sah, dass der Angriff des Gegners stockte, fand er wieder Mut. Um 9.00 Uhr am Vormittag hatte Zar Peter seine Reihen  neu formiert. 22 000 Russen standen 4000 Schweden gegenüber. General Rehnskiöld gab Befehl zum Angriff. Schon oft in diesem Krieg konnten die Soldaten Karls XII. durch beherztes Handeln die Lage wenden. In der Schlacht von Poltawa fanden sie ihren Meister. Die russische Übermacht setzte sich durch. In der schwedischen Armee kam es zu Auflösungserscheinungen. Auch die Kavallerie konnte die Niederlage nicht verhindern.

In der Literatur über diese Schlacht wird oft die Frage gestellt, wer die entscheidenden Fehler begangen hat. Sicher war es von Nachteil, dass Karl XII. nicht persönlich führen konnte. Der französische Philosoph Voltaire, der 1731 die erste Biografie über den Monarchen veröffentlichte, meinte lakonisch: „Die Erinnerung von Narwa ist schuld am Untergang bei Poltawa“ (Voltaire, 1978, S. 128). Das heißt, Karl XII. hätte seinen Gegner sträflich unterschätzt. Selten hatte eine Niederlage so gravierende Folgen. Karl XII. verfügte zwar noch über 15 000 Mann, aber den Truppen fehlte es an Lebensmitteln. Hinzu kam, dass die verlorene Schlacht das Selbstvertrauen des Heeres endgültig gebrochen hatte. Der König übergab das Kommando an General Rehnskiöld, der am 1. Juli 1709 gegenüber einer russischen Übermacht kapitulierte.

Am 8. Juli 1709 überschritt Karl XII. von Schweden die Grenze zum Osmanischen Reich, das ihm Exil gewährte. Der König blieb fünf Jahre dort. Sein Ziel, das Osmanische Reich zum Krieg gegen Russland zu bewegen, verfehlte er. Von 1714 bis zu seinem Tod am 30. November 1718 versuchte der Monarch, sich gegen Russland, Sachsen-Polen; das Königreich Preußen und Dänemark zu behaupten. Doch entscheidende Siege vermochte er nicht mehr zu erringen.

Schweden verliert seinen Status als Großmacht

1720/21 endete mit mehreren Friedensabkommen der Dritte Nordische Krieg. Am wichtigsten war der Friedensvertrag mit Russland am 17. September 1721 in Nystad. Stockholm musste Ingermanland, Estland und Livland an das Zarenreich abtreten. Russland hatte sich als Vormacht im Ostseeraum durchgesetzt. Schweden schied aus dem Kreis der Großmächte aus. Mit Sachsen und Polen konnte sich Schweden erst 1728, beziehungsweise 1732, förmlich einigen.

War die schwedische Niederlage unvermeidlich? Historiker, die sich mit Karl XII. von Schweden auseinandergesetzt haben, sind sich in einem Punkt einig: Der Monarch war ebenso begabt wie eigensinnig. Jörn-Peter Findeisen spricht von einer schlechten Quellenlage, was die Motive Karls angeht. Zwar hinterließ der Monarch Briefe, aber politische und militärische Entscheidungen traf er alleine.

Ging es Karl XII. wirklich nur um Ruhm? Oder hatte er deutlicher als seine Militärs erkannt, dass man Russland als Rivalen ausschalten müsse? Die Befreiung der Ostseeprovinzen hätte nur den Status Quo wieder hergestellt. Ob der Frieden von Altranstädt dann Bestand gehabt hätte, ist mehr als zweifelhaft. Auch in Polen stand der von Karl eingesetzte König auf schwachem Posten. Einen Vierten oder Fünften Nordischen Krieg hätte das Land aus wirtschaftlichen und demographischen Gründen nicht durchgestanden. Die Bevölkerung Schwedens war zu klein, um ein Heer aufzustellen, das es an Größe mit der russischen Armee aufnehmen konnte. Karl XII. von Schweden wollte das Eisen schmieden, solange es heiß war. 1707 stand er auf dem Höhepunkt seiner Macht. Er schien stark genug zu sein, um das aufstrebende Zarenreich in die Schranken zu weisen.

Voltaire würdigte ihn in seiner Biographie als überragenden Soldaten, doch seine „Leidenschaft für den Ruhm, den Krieg und die Rache hinderte ihn daran, ein großer Staatsmann zu sein … Er war nicht so sehr ein wirklich großer als ein außerordentlicher Mensch und mag wohl Bewunderung erregen, doch er ist nicht nachahmenswert.“ (Voltaire, 1978, S. 262).

Es scheint, dass die Nachfolger sich dies zu Herzen genommen haben. Seit etwas mehr als 200 Jahren hat Schweden keinen Krieg mehr geführt. Die Zeit der „Heldenkönige“ ist lange vorbei.

 

Literatur:

Jörg-Peter Findeisen, Karl XII. von Schweden. Ein König, der zum Mythos wurde, Berlin 1992

Robert Mandrou, Staatsräson und Vernunft, Frankfurt/M. , Berlin, Wien 1976 ( Propyläen Geschichte Europas)

Voltaire, Geschichte Karls XII., Frankfurt/M, 1978

 

Weiterführender Links:

http://www.battle.poltava.ua/german/geschichte.htm

Die Internetseite über die Schlacht von Poltawa wird von Freunden der Stadtgeschichte Poltawas betrieben. Der Leser findet dort nicht nur Informationen zur Schlacht, sondern auch zu Karl XII. von Schweden.

Der große nordische Krieg – Militär Wissen (militaer-wissen.de)