Dr. Katharina Kellmann

Admiral Gravina und das Ende der spanischen Flotte

Historiker beschäftigen sich gerne mit Siegern; Verlierer stehen im Schatten. Die Seeschlacht von Trafalgar ist untrennbar verbunden mit dem Namen des britischen Oberbefehlshabers Lord Horatio Nelson. Nelson war der fähigste Flottenkommandeur seiner Zeit und errang am 21. Oktober 1805 einen triumphalen Erfolg.

Weniger bekannt ist heute Federico Carlos Gravina y Nápoli, zuletzt Admiral und Befehlshaber des spanischen Geschwaders, das an der Seite der französischen Verbündeten bei Trafalgar kämpfte. Der spanische Historiker Pelayo Alcalá Galiano legte 1909 eine Studie über die Schlacht vor, die zu den Standardwerken über Trafalgar zählt. Er beurteilte Gravina sehr negativ. Der Admiral hätte seine außerordentlich schnelle Karriere nur seinen Verbindungen zum Hof, nicht aber seinen Fähigkeiten zu verdanken. Vor allem hätte er nicht zulassen dürfen, dass die spanischen Schiffe an der Seite ihrer Verbündeten in eine Schlacht zogen, die sie nicht gewinnen konnten. Suchte der Historiker nur einen Sündenbock für ein militärisches Desaster, das 100 Jahre später noch in Spanien als Schande empfunden wurde? Sein britischer Kollege Julian S. Corbett hingegen bewertete 1910 die Führung von Gravina bei Trafalgar positiv: Der Vizeadmiral hätte sich in den frühen Nachmittagsstunden tapfer und geschickt geschlagen.

Vizeadmiral Gravina. Fotografie eines Gemäldes, dass sich im Marinemuseum in Madrid befindet. Der Maler ist nicht bekannt (Wikimedia Commons).

 

Die Marine als Teil staatlicher Reformpolitik

Der Aufbau einer starken Flotte gehörte zu den Reformen, mit denen die Regierung das Land modernisieren wollte. In der ersten Hälfte des 18. Jahrhunderts wurde im Kriegs-, Finanz- und Indienministerium (dieses Ressort war für die überseeischen Gebiete zuständig) der Zustand des Landes sorgfältig analysiert. Spanien hatte im Laufe des 17. Jahrhunderts seinen Status als Großmacht verloren. Militärische Niederlagen, eine unfähige Oberschicht, ein überschuldeter Staat, ein rückständiges Gewerbe und eine Landwirtschaft, die die eigene Bevölkerung nicht ernähren konnte, waren Anzeichen für den Abstieg. Die Krone versuchte, die Verwaltung nach französischem Vorbild zu zentralisieren. Brachliegendes Land im Landesinneren sollte erschlossen werden. Nach dem Willen der Reformer sollten alle Teile der Monarchie – also die Iberische Halbinsel und die Kolonien in Südamerika und im Pazifik – als Wirtschaftsraum zusammenarbeiten. Hispanoamerika hatte Rohstoffe zu liefern, die im Mutterland verarbeitet werden sollten. Dazu waren umfangreiche Verwaltungsreformen in allen Teilen des spanischen Herrschaftsgebietes erforderlich. Das Konzept beruhte darauf, dass die Seewege gesichert werden konnten. Die in der zweiten Hälfte des 17. Jahrhunderts bedeutungslos gewordenen Seestreitkräfte mussten neu aufgebaut werden. Es kam zu einer maritimen Aufrüstung, die erst 1797 endete.

Die spanische Marine des 18. Jahrhunderts wird von Historikern kritisch beurteilt, weil sie in den wichtigen Seeschlachten oft Niederlagen einstecken musste. John Lynch macht in seinem Standardwerk „Bourbon Spain“ unfähige Admirale für die Misserfolge verantwortlich. Die Ausbildung der Seeoffiziere in der Armada Española wäre zu theoretisch gewesen; die Praxis sei vernachlässigt worden. Hellmut Diwald meinte, die Admirale hätten ihren Ehrgeiz darin gesetzt, „die überzeugendsten Beispiele des Unvermögens zur Flottenführung zu liefern.“

 

Antonio de Ulloa (1716 bis 1795) war ein spanischer Admiral. Er zeichnete sich als hervorragender Seemann aus und trat als nautischer Wissenschaftler hervor. Gemälde von
Andrés Cortés y Aguilar aus dem Jahr 1856 (Wikimedia Commons).

Der Kanadier John D. Harbron kommt in seiner Studie mit dem Titel „Trafalgar and the Spanish Navy“ zu einem differenzierteren Urteil. Er weist darauf hin, dass die Royal Navy seit dem 16. Jahrhundert auf eine erfolgreiche Tradition zurückblicken konnte, während die spanischen Seestreitkräfte das Ergebnis der Reformpolitik der bourbonischen Monarchie im 18. Jahrhundert waren und sehr schnell aufgebaut worden sind. Die spanischen Schiffbauer gehörten zu den Besten ihrer Zunft und auch das Offizierkorps – so Harbron – konnte sich im Vergleich zu anderen Seemächten sehen lassen. Kapitän Alejandro Malaspina – um nur ein Beispiel für die Leistungsfähigkeit der spanischen Marine zu nennen – unternahm mit zwei kleinen Schiffen zwischen 1789 und 1794 eine Weltumseglung und betrieb dabei wissenschaftliche Studien, deren Ergebnisse sich mit denen eines James Cook absolut vergleichen konnten. Was die Einführung und Weiterentwicklung von Navigationstechniken, das Erstellen von Seekarten oder technischen Neuerungen anging, lag Spanien mit England gleichauf. Im amerikanischen Unabhängigkeitskrieg zwischen 1779 und 1783 fügten spanische Kriegsschiffe der britischen Handelsschifffahrt schwere Verluste zu.

Der schwerfälligen und ineffizienten Marineverwaltung in Madrid gelang es allerdings nicht, dass größte Problem der Armada Española zu lösen: den Mangel an erfahrenen Matrosen. Die Regierung führte 1737 eine „Matricula di Mar“ ein, ein Rekrutierungsverzeichnis, in das Angehörige seemännischer Berufe eingetragen wurden. 1759 umfasste sie 50 000 Dienstpflichtige, aber nur 26 000 Seeleute standen der Kriegsmarine zur Verfügung. Nicht selten wurden die erfahrenen Hochseematrosen den Konvois zugeteilt, die zwischen dem Mutterland und den Kolonien verkehrten und deren Transporte für die spanische Wirtschaft lebensnotwendig waren. Auf vielen Linienschiffen bestand die Mehrheit der Besatzungen aus Soldaten des Heeres oder aus Küstenbewohnern, die als Seeleute in der Matricula geführt wurden, obwohl sie nur Fischer waren und ein Segelboot in Küstennähe bedienen konnten. Da es zu wenig Matrosen mit Erfahrungen in der Hochseeschifffahrt gab, benötigte ein spanisches Kriegsschiff mehr Zeit für ein Segelmanöver als ein britisches. Die Heeresartilleristen hatten noch nie auf hoher See ein Geschütz abgefeuert; sie kannten nicht die Auswirkungen des Seegangs. Die britische Artillerie brauchte eine Minute, um alle Geschütze nachzuladen und wieder zu abzufeuern; bei den Spaniern dauerte diese Übung fünf Minuten.

Karl III. herrschte von 1759 bis 1788 als König und gilt als einer der bedeutendsten Herrscher der spanischen Geschichte. Er förderte den Ausbau einer schlagkräftigen Marine (Wikimedia Commons).

In den Achtzigerjahren ordnete der spanische König die Gründung eines Übungsgeschwaders an. Zweimal konnte ein Verband, bestehend aus mehreren Linienschiffen und Fregatten, mehrere Monate auf See Manöver abhalten, doch dann fehlte das Geld für weitere Trainingsfahrten. Insofern ist die Geschichte der Armada Española typisch für die Reformbemühungen der spanischen Bourbonen im 18. Jahrhundert. Innerhalb weniger Jahrzehnte wurden großartige Aufbauleistungen vollbracht. Im Gegensatz zum 17. Jahrhundert zeigten die Spanier wieder Flagge auf den Weltmeeren. Doch während die Royal Navy in allen Dienstgraden über gut ausgebildetes Personal verfügte, waren die Leistungsunterschiede bei ihren spanischen Gegnern größer. Als Gravina 1775 seine Karriere begann, erhielt die Flotte jedes Jahr moderne Kriegsschiffe: Die Rüstungsanstrengungen erreichten ihren Höhepunkt. Doch das seemännische Personal fehlte. Spanien hätte ca. 42 000 Seeleute gebraucht, aber nur etwas mehr als die Hälfte stand zur Verfügung. Am Ende des Jahrhunderts geriet der spanische Staat in eine Krise und konnte seine ehrgeizigen Rüstungs- und Reformprogramme nicht mehr finanzieren. Karl IV. (1788 bis 1808) war ein Herrscher, der nicht annähernd die Qualitäten seines Vorgängers besaß. 1797 wurde das ambitionierte Rüstungsprogramm eingestellt.

Gravinas Karriere bis zur Seeschlacht von Trafalgar

Federico Carlos Gravina y Nápoli wurde 1756 in Palermo geboren und entstammt einer Familie des sizilianischen Adels. Dynastische Verbindungen zwischen dem spanischen Zweig der Bourbonen und den Königen von Neapel und Sizilien eröffneten jungen Adligen aus Süditalien gute Karrierechancen auf der Iberischen Halbinsel. Gravina trat erst mit 19 in die spanische Marine ein – für die damalige Zeit ein recht hohes Alter für einen Offiziersanwärter.

Der junge Herzog machte schnell durch seine seemännischen Fähigkeiten und seine Tapferkeit auf sich aufmerksam. Außerdem verfügte er über gute organisatorische Fähigkeiten. 1789 erfolgte die Beförderung zum Kommodore. 1791 wurde er Konteradmiral, 1797 Vizeadmiral. Gravina schätzte die britische Marine und studierte eingehend ihre Taktik.

1803 übernahm er das Amt des spanischen Botschafters in Paris. Der Vizeadmiral befürwortete ein Bündnis zwischen Frankreich und Spanien. Die Regierung in Madrid hatte ihm für den Fall eines Krieges zugesichert, dass er wieder ein Flottenkommando erhalten würde. Als Botschafter machte Gravina keine gute Figur; auf dem schwankenden Deck eines Schiffes bewegte er sich sicherer als auf diplomatischem Parkett.

Im Dezember 1804 war es so weit: Der Krieg brach aus. Gravina kehrte in sein Heimatland zurück und erhielt das Kommando über die Marinebasis in Cádiz. In wenigen Wochen sorgte er dafür, dass mehr als 20 Linienschiffe am Krieg teilnehmen konnten. Gravina setzte sich dafür ein, dass fähige Offiziere zu Schiffskommandanten bestellt wurden. Das größte Problem der Seestreitkräfte konnte er jedoch nicht lösen. Auch 1805 wurden die Schiffe mit Dienstpflichtigen bemannt, die nur unzureichend ausgebildet waren. Als Beispiel mögen die Zahlen dienen, die Gravina am Vorabend der Schlacht von Trafalgar für sein Flaggschiff, die ‚Principe de Asturias‘ notierte. Die 1163 Mann Besatzung setzten sich aus 609 Offizieren und Matrosen, 172 Marineartilleristen, 382 Heeresinfanteristen zusammen. Fast die Hälfte der Besatzung bestand nicht aus Seeleuten.

Die vereinte Flotte sollte 1805 die Briten in der Karibik binden und dann so schnell wie möglich nach Europa zurückkehren. Die Schiffe hatten Befehl, die Kanalküste ansteuern, wo Napoleon ein Heer versammelt hatte, das nach England übergesetzt werden sollte. Der Plan scheiterte: Villeneuve konnte zwar die Royal Navy nach Westindien locken, aber der Gegner folgte ihm unverzüglich. Am 22. Juli 1805 kam es bei Kap Finisterre zu einer Seeschlacht zwischen der vereinten Flotte und den Briten unter Vizeadmiral Robert Calder. Dank der Führung von Gravina, der mit seinen sechs Schiffen die Vorhut bildete und sofort Gefechtsberührung hatte, konnte die Royal Navy ausmanövriert werden. Zwei spanische Schiffe mussten jedoch die Segel streichen. In der Seekriegsgeschichte wird das Treffen als britischer Sieg gewertet, aber unbestritten ist, dass die Spanier mit ihrem entschiedenen Vorgehen viel dazu beigetragen haben, dass Calder keinen entscheidenden Erfolg erreichen konnte. Napoleon würdigte die Verdienste des spanischen Flaggoffiziers: „Gravina ist genial und entscheidungsfreudig im Kampf. Wenn Villeneuve diese Qualitäten gehabt hätte, wäre die Schlacht von Finisterre ein vollständiger Sieg geworden.“

Napoleon musste sein strategisches Hauptziel, die Ausschaltung Englands, aufgeben. Der Korse befahl dem an der Kanalküste versammelten Heer nach Süddeutschland zu marschieren, denn ein Krieg mit Österreich und Russland drohte. Die französisch-spanischen Seestreitkräfte gingen in Cádiz vor Anker, wo sie wie 1797 von den Engländern blockiert wurden. Doch diesmal wagten die Briten keinen Angriff, sondern konzentrierten ihre Flotte auf See. Nur die Mastspitzen der Aufklärungsfregatten konnte man von der südspanischen Hafenstadt aus beobachten.

„Morgen auf See …“

In Cádiz entluden sich derweil die Spannungen zwischen den Verbündeten. Die spanischen Offiziere waren darüber empört, dass die Franzosen den Ausgang der Schlacht von Finisterre vor allem als ihren Erfolg werteten, obwohl nur spanische Schiffe im Feuer gestanden hatten. In den Kneipen kam es zu Schlägereien zwischen französischen und spanischen Matrosen. Die spanische Verwaltung lieferte den Franzosen Lebensmittel und Munition nur gegen Vorkasse. Gravina wollte von seinem Amt zurücktreten, aber Godoy, der leitende Minister Spaniens, konnte ihn dazu überreden, das Kommando als stellvertretender Oberbefehlshaber zu behalten.

Die Frage war nun, wie man auf die Anwesenheit der Royal Navy vor Cádiz reagieren sollte. Der Invasionsplan war gescheitert. Ein stürmischer Herbst drohte, der für die Blockadeflotte mehr Probleme aufwarf als für Franzosen und Spanier. Napoleon hatte jedoch neue Befehle für die Seestreitkräfte: Sie sollten durch die Straße von Gibraltar ins Mittelmeer segeln und dort die habsburgische Machtposition in Süditalien angreifen. Auch einen Ersatz für Villeneuve hatte der Kaiser bestimmt: Admiral Rosily. Der neue Kommandeur war auf dem Weg nach Südspanien, aber die Gerüchte eilten ihm voraus. Villeneuve, um seinen Ruf besorgt, zeigte auf einmal eine Entschlusskraft, die er in den Wochen zuvor vermissen ließ. Am 1. Oktober 1805 begann Villeneuve mit den Vorbereitungen für das neue Unternehmen. Er nahm Truppen an Bord, die in Neapel ausgeschifft werden sollten. Am Nachmittag des 2. Oktober 1805 informierte ihn Gravina über eine Agentenmeldung, die aus Lissabon eingetroffen war. Vizeadmiral Nelson sei mit vier Linienschiffen nach Cádiz unterwegs, um das Kommando über die Blockadeflotte zu übernehmen. Nelson galt als der fähigste Admiral seiner Zeit.

Am 8. Oktober 1805 fand an Bord des französischen Flaggschiffes„Bucentaure“ ein Kriegsrat statt, zu dem Villeneuve nicht nur seinen Stellvertreter, sondern mehrere hohe französische und spanische Offiziere lud. Der französische Oberbefehlshaber eröffnete das Treffen und erläuterte die neusten Anweisungen, die er aus Paris bekommen hatte. Villeneuve gab seine Entscheidung bekannt, mit der Flotte in den nächsten Tagen auszulaufen.

Die spanische Seite erhob Einwände und verwies darauf, dass einige ihrer Schiffe noch nicht einsatzfähig wären. Ein französischer Offizier – Admiral Magon – machte eine abfällige Bemerkung über die Kampfmoral der Verbündeten. Commodore Galiano, ein Spanier, konnte nur mit Mühe davon abgebracht werden, Magon zum Duell zu fordern.

Villeneuve tat nichts, um die Spannungen abzubauen. Da ergriff Gravina das Wort und nahm entschieden Partei gegen ein voreiliges Auslaufen. Nur ein Verrückter würde bei diesem Wetter den Hafen verlassen; das Barometer fiele seit Tagen und kündige neue Stürme an. Nicht das Glas fiele, sondern der Mut verschiedener Personen, entgegnete Villeneuve. Für den spanischen Vizeadmiral war das zu viel: „Herr Admiral“ , erwiderte er, „wann immer die spanische Flotte in die Schlacht gezogen ist an der Seite ihrer Verbündeten, bildete sie die Vorhut gebildet und stellte sich dem Gegner. Sie müssen zugeben, dass wir das zuletzt bei Finisterre getan haben.“ Und als wäre er Oberbefehlshaber, schloss er seine Erklärung mit den Worten: „Morgen – auf See“.

Das Treffen endete mit einem Kompromiss. Villeneuve verzichtete darauf, den Befehl zum sofortigen Auslaufen zu geben, aber die Schiffe sollten ihre Liegeplätze im Inneren des Hafens verlassen und nahe der Ausfahrt vor Anker gehen. Dort könne man mit Aufklärungsbooten leichter feststellen, wie stark der Gegner sei. Außerdem hoben die Spanier noch einmal hervor, dass die meisten ihrer Schiffe mit unerfahrenen Besatzungen bemannt wären und sie keine Chance sähen, den Engländern erfolgreich eine Schlacht zu liefern. Am 9. Oktober 1805 verholte die Flotte auf die Außenreede von Cádiz. Der Wind frischte einen Tag später auf; die Herbststürme hatten begonnen.

Kritiker Gravinas – vor allem Pelayo Alcalá Galiano – kreideten dem Admiral sein Verhalten am 8. Oktober 1805 an. Doch Villeneuve führte den Oberbefehl. Gravina war seinen Vorwürfen entgegengetreten, aber er konnte sich den Anweisungen Villeneuves nicht widersetzen. Die aktuelle spanische Forschung kommt zu einem differenzierten Urteil. Der Historiker Agustín Guimerá bewertete das Verhalten des Vizeadmirals 2005 als angemessen – gemessen an den Normen, die zu Beginn des 19. Jahrhunderts für einen hohen Offizier galten: „Gravina only fulfilles his militäry duty and followed his code of Honour by accepting orders from the goverment, supporting Villeneuve in that flight forward, toward a sure unequal battle. The fact is that the Spanish admiral was under heavy pressure from Nelson, Decrès and Godoy through the campaign. He was tied hand and foot.“ (Gravina erfüllte seine militärische Pflicht und folgte seinem Ehrenkodex, als er die Befehle seiner Regierung befolgte, Villeneuve in dieser ungleichen Schlacht zu unterstützen. Tatsache ist, dass der spanische Admiral während des ganzen Feldzuges unter großem Druck von Nelson, Decrès und Godoy stand. Ihm waren Hände und Füße gebunden.)

Manuel de Godoy förderte als leitender Minister die Allianz mit Frankreich. Die Niederlage von Trafalgar erschütterte seine Stellung. Fotografie eines Gemäldes von Francisco des Goya (Wikimedia Commons).

Am 19. Oktober lichtete die vereinte Flotte die Anker. Schon am ersten Tag zeigte sich, wie schwierig es war, den Hafen von Cádiz zu verlassen. Nur 12 Schiffe konnten auslaufen; der Rest folgte am nächsten Tag. 15 französische und 18 spanische Linienschiffe nahmen Kurs auf die Meerenge von Gibraltar.

Am 21. Oktober 1805 zeichnete sich am Horizont die Royal Navy ab. Um 8.00 Uhr morgens gab Villeneuve das Signal zur Wende, das heißt, seine Flotte segelte wieder in Richtung Cádiz. Zwei Stunden später standen seine Schiffe in einer gekrümmten Linie in Lee-Stellung, sie befanden sich auf der dem Wind abgewandten Seite. Die Briten hatten den Vorteil der Luv-Stellung; ihre Schiffe konnten die frische Brise voll nutzen und besser manövrieren. Der britische Vizeadmiral Collingwood, nach dem Tode Nelsons Oberbefehlshaber der Flotte, wunderte sich in seinem Schlachtbericht an die Admiralität über die Aufstellung des Gegners. Hier machte sich der schlechte Ausbildungsstand vieler Schiffe bemerkbar; während einige Segler schneller wenden konnten, gelang anderen das Manöver langsamer, sodass die französisch-spanische Flotte in einer bogenförmigen Schlachtformation in das Gefecht ging. Einige Schiffe segelten nicht im Kielwasser ihrer Vorgänger, sondern beinahe parallel.

Die Briten griffen – wie erwartet – in zwei unabhängigen Kolonnen an, die in einem Winkel von 90 Grad auf ihre Gegner zusegelten mit dem Ziel, die französisch-spanische Linie zu durchbrechen. Gegen 12.00 mittags begann die Schlacht. Drei Stunden später war alles entschieden. Nelson lag im Sterben, Villeneuve musste sich in Gefangenschaft begeben und Gravina zog sich mit 11 Schiffen in Richtung Cádiz zurück. Franzosen und Spanier hatten sich tapfer gewehrt, aber gegen die Segel- und Schießkünste der Briten besaßen sie keine Chance. Die Royal Navy konnte den glänzendsten Sieg ihrer Geschichte feiern. Das Schiff von Gravina hielt zeitweilig dem Feuer mehrerer Gegner stand.

Der Vizeadmiral war schwer verwundet, eine Kugel hatte einen Arm zerschmettert. In der Nacht noch erreichten die Reste der geschlagenen Flotte den Hafen von Cádiz. Gravina wurde sofort an Land gebracht. Die Ärzte diskutierten über eine Amputation des Arms und rieten schließlich ab – eine fatale Fehlentscheidung, wie sich bald zeigen sollte. Gravina, der im November wegen seiner Tapferkeit zum Admiral befördert worden war (dieser Rang wurde sehr selten verliehen), erlag am 9. März 1806 dem Wundfieber.

Im Schatten Nelsons

Im März 1806 veröffentlichte die „Gibraltar-Chronicle“, eine englischsprachige Zeitung für die Angehörigen der dort stationierten Garnison, einen Nachruf auf Gravina. „Spain loses in Gravina the most distinguished officer in her navy; one under whose command her fleets, though sometimes beaten, always fought in such a manner as to merit the encomiums of their conquerors.“ (Spanien verliert den wohl besten Offizier seiner Marine; unter dessen Kommando ihre Flotten, obwohl manchmal geschlagen, auf eine Art und Weise fochten, als wollten sie ihre Bezwinger ehren). Eine Würdigung wie diese war auch in einer Zeit nicht selbstverständlich, in der gegnerische Offiziere mit Respekt behandelt wurden. Gleichzeitig sagt dieser Satz sehr viel aus über das Lebenswerk von Gravina. Hohe militärische Führer wurden und werden nach ihren Erfolgen beurteilt, aber im Falle des Admirals gab es kaum Siege. Bei Kap Finisterre hatte er am 22. Juli 1805 eine Niederlage verhindert. Als Schiffsführer konnte er es mit jedem Kommandanten in der Royal Navy aufnehmen. In Spanien erhielt er ein Staatsbegräbnis, aber sein Name geriet schnell in Vergessenheit. Die Niederlage von Trafalgar bedeutete eine Zäsur in der spanischen Geschichte. Als Flottenmacht spielte das Land keine Rolle mehr.

Gravina war ein fähiger und tüchtiger Offizier. Er führte eine Flotte, die nicht einsatzfähig war, weil die Politik ihre Einsatzfähigkeit nicht garantieren konnte oder wollte. Sein Beispiel und das der spanischen Marine zeigt, wie stark wirtschaftliche und politische Rahmenbedingungen das Militär beeinflussen.

 

Weiterführende Informationen:

The Trafalgar report by the Spanish Admiral, the Duke of Gravina – napoleon.org

(Bericht Gravinas über den Verlauf der Schlacht)

Die Seeschlacht von Trafalgar — Dr. Katharina Kellmann (katharinakellmann-historikerin.de)